Was wollen Sie lesen? Entscheiden Sie sich für eines unserer Themen.


Purpose: frei denken

Die Crew der Filmschaffenden mit Sparringspartner. Oben von links nach rechts Luis Sütter, Felizitas Hoffmann, Nadja Sauer. Unten Prof. Henning Patzelt, Dr. Kai Fehse
Foto: Hans-Rudolf Schulz

Wie macht man eigentlich Werbespots für eine Marke, die schon immer einen Purpose hatte? Die alles mitbringt, was eine Lovebrand braucht, aber nicht damit hausieren geht? Die keine Marketingstrategie vorgeben, sondern künstlerische Vielfalt fördern will? Unser Ansatz: Wir kooperieren mit der Hochschule für Fernsehen und Film München (HFF). Gemeinsam verfolgen wir ein Ziel: mit kreativen Ideen und eigenständigem Charakter auffallen.

Auf gut Glück: Spec Spots

Sogenannte Spec Spots sind fiktive Werbespots für real existierende Marken. Sie bieten Newcomern im Filmgeschäft die Möglichkeit, Kreativität und Handwerkszeug unter Beweis zu stellen. An Filmhochschulen werden die kurzen Werbefilme regelmäßig produziert, meist ganz frei und ohne Auftraggeber. Seit vier Jahren kooperieren wir mit der HFF, jedes Semester entstehen so drei bis vier neue „Dr. Hauschka Spec Spots“. Was wir dazugeben: Produkte für die Inspiration und den Aufruf, „frei ranzugehen“. Ein inhaltliches Briefing gibt es nicht, die Kreativität soll frei fließen.

Was dabei herauskommt, sind ganz neue Blicke auf die Marke Dr. Hauschka – und sehr unterschiedliche Kurzfilme. Manche dokumentarisch, manche gesellschaftskritisch, manche komisch. Im ersten Halbjahr 2022 haben die Studierenden eine Astronautin ins Weltall geschickt, Mütter gefeiert, die Sinnlichkeit der Natur entdeckt und festgestellt, dass die Natur am Ende immer alles regelt. Die Herangehensweisen waren dabei so unterschiedlich wie die Ergebnisse selbst. Wie die Ideen zu den Filmschaffenden kommen, verrät eine Studentin: „Manchmal entsteht ein Plot auch einfach aus der ganz pragmatischen Überlegung ‚Was könnte den größten Shitstorm provozieren?‘.“

Frische Blickwinkel und Silberne Nägel

Eine kreative Inszenierung der Brand, ein frischer Blick auf die Produkte: Marken profitieren nachhaltig von der Zusammenarbeit mit jungen Talenten. Durch die Spec Spots finden sich selbst traditionsreiche Unternehmen in einem aktuellen Kontext wieder, sind plötzlich ungezwungen nah am Puls der Zeit. Für eine Marke wie Dr. Hauschka ist das neu. Wir tun viel Gutes, haben uns lange aber eher zurückgehalten, darüber zu reden. Wir machen Kosmetik aus 100 Prozent Natur, investieren auf der ganzen Welt in Rohstoffpartnerschaften und fördern weltweit Bioanbau. Wichtige Themen vor allem für die Generation Z – in der Dr. Hauschka trotzdem relativ unbekannt ist. Jetzt tragen die Spec Spots dazu bei, das Markenbild neu zu prägen. Mutiger. Lustiger. Provokanter.

Natürlich profitieren auch die Studierenden von der Kooperation: Kunden dürfen die Spots nicht umsonst nutzen, sondern erst nach Ankauf der Filmrechte – was wir auch schon getan haben. In erster Linie sind die kurzen Spots aber Referenzen für künftige Arbeit- oder Auftraggeber. Wer nach dem Studium einen Film-Job in der Werbebranche will, muss fünf Filme auf der Rolle vorweisen: Spec Spots bringen Kreativität und Können auf den Punkt. Außerdem reichen die Studierenden sie bei Awards und Wettbewerben ein – mit Erfolg: Der aktuelle „Astronautinnen-Film“ etwa wurde beim ADC Talent Award mit einem „Silbernen Nagel“ ausgezeichnet.

Image regelt

Werbung ist ein freiwilliges Wahlfach im Hauptstudium an der HFF, für das sich Studierende aller Studiengänge bewerben können. Außerdem bewerben sich auch jedes Semester zahlreiche Unternehmen um eine Zusammenarbeit mit der Hochschule. Nicht jede Bewerbung davon kann oder will der Lehrstuhl annehmen. Etwa, wenn es zu viele Vorgaben, zu hohe Erwartungen oder zu wenig kreativen Freiraum gibt. Das Beharren vieler großer Player auf ihren eigenen Regeln spielt der „kleinen“ freien Marke Dr. Hauschka in die Karten. Von den Studierenden, die mit uns kooperieren, erwarten wir nämlich nur eines: dass sie frei denken.

So finden dann auch die Studierenden Gefallen am Fach Werbung an der HFF. Schließlich ermöglichen Werbefilme einiges, was ein Spielfilm nicht kann. Etwa die Möglichkeit, sich in kurzen Spots auf den Punkt zu fokussieren. Dazu die Freiheit, kritische Statements zu setzen, oder auch, wegen der wenigen Drehtage, die bessere Vereinbarkeit von Arbeit und Familie. Und schließlich, so bringt es eine angehende Filmemacherin auf den Punkt: „Man muss nicht jede Werbung machen. Man kann sich seine Auftraggeber ja auch aussuchen.“ Wir freuen uns sehr, dass wir von den Studierenden der HFF regelmäßig ausgesucht werden, und sind gespannt auf alles, was noch kommt. Noch mehr Semester, Spec Spots und Silberne Nägel.