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Dr. Hauschka – das waren zwei

Margarethe Hauschka im Alter von 46 Jahre (1942).
Foto: Historisches Firmenarchiv der WALA Heilmittel GmbH

Medizin und Kunstsinn als Familientradition

Die Leidenschaft für das medizinische Fach scheint Margarethe Stavenhagen schon in die Wiege gelegt worden zu sein, denn mütterlicherseits entstammte sie der bayerischen Arztfamilie May. Margarethes Mutter Julie hatte in München Gesang studiert und auch der Vater war sehr kunstsinnig. So fanden im Hause Stavenhagen oft Konzerte und Eurythmie-Kurse statt. Auch Margarethe lernte früh das Klavierspielen und später das Tanzen.

Als Frau studieren – gar nicht so einfach

Margarethe wollte Medizin studieren. Davor galt es jedoch, einige Hürden zu nehmen. An dem reinen Mädchengymnasium, das sie besuchte, war das Abitur nämlich nicht vorgesehen. Ihre Reifeprüfung legte sie dennoch ab: an einer nahe gelegenen Jungenschule. Sie immatrikulierte sich dann in München, wurde 1922 mit einer augenärztlichen Arbeit promoviert und arbeitete anschließend eine Zeit lang in der Klinik eines Onkels.

Dem Ratschlag eines Kollegen folgend erlernte Margarethe die Heileurythmie, 1927 wechselte sie an das Klinisch-therapeutische Institut in Arlesheim. Das damals erste anthroposophische Krankenhaus stand unter Leitung der Ärztin Ita Wegman. Von ihr lernte Margarethe die Therapieform der Rhythmischen Massage und von ihr erhielt sie auch den Auftrag, die bildenden Künste therapeutisch nutzbar zu machen. Margarethe hatte in München Kunstgeschichte im Nebenfach studiert, und es gelang ihr, ein eigenständiges Heilverfahren zu formen. Damit konnte sie zwei Herzensangelegenheiten in einer Tätigkeit vereinen: künstlerische Betätigung und die Arbeit mit Menschen.

Arzneimittel, Brotaufstriche und Hautcreme

Rudolf Hauschka traf erst zwei Jahre nach Margarethe in Arlesheim ein. Er stammte aus Wien, wo sein Vater einen Galvanisierbetrieb führte. Nach der Matura hatte Rudolf Chemie studiert und war 1914 mit einer Arbeit zu Textilfärbestoffen zum „Dr. techn.“ promoviert worden.

Ita Wegman betraute Rudolf Hauschka mit der Entwicklung neuer Arzneimittel. Ab 1935 wurden diese Präparate unter dem Namen WALA vertrieben. An dem recht kleinen Krankenhaus war der Chemiker aber ein „Mädchen für alles“. Seine Rezepturbücher enthalten zahlreiche Kuriositäten: So stellte er neben Medikamenten regelmäßig Getränkesirupe und Salatwürzen her, Brotaufstriche und Leim, aber auch kosmetische Hautcremes.

Margarethe Hauschka im Alter von 20 Jahren als Medizinstudentin in München (1916).
Foto: Historisches Firmenarchiv der WALA Heilmittel GmbH
Margarethe Hauschka bei der Arbeit im Krankenhaus (1940er-Jahre).
Foto: Historisches Firmenarchiv der WALA Heilmittel GmbH
Margarethe und Rudolf Hauschka beim Frühstück im Urlaub (1962).
Foto: Historisches Firmenarchiv der WALA Heilmittel GmbH

Margarethe wird Rudolfs Bezugspunkt – und Partnerin

In seinem Labor fabrizierte Rudolf auch die Farben für die Maltherapie – und lernte so Margarethe kennen. Beide waren einander sehr zugetan – sehr zum Unmut ihrer Chefin, denn Rudolf war damals noch mit seiner ersten Ehefrau Marianne verheiratet. Die Ehe wurde schließlich geschieden und Marianne ging mit den Kindern nach England.

Bis dahin hatte Rudolf immer die enge Zusammenarbeit mit Ita Wegman gesucht und sogar sein erstes WALA Heilmittellabor in Ludwigsburg einer Mitarbeiterin anvertraut, um selbst in Arlesheim bleiben zu können. Als nun aber der Zweite Weltkrieg begann, selbst die beschaulichen Verhältnisse in Arlesheim durcheinanderzuwirbeln, folgte er Margarethe an die Kuranstalt Gnadenwald in Tirol. Diese wurde im Juni 1941 von den Nationalsozialisten enteignet und Rudolf und Margarethe wurden von der Gestapo verhaftet. Sie kamen zwar nach vier Wochen wieder frei, standen aber unter Beobachtung. Allen Widrigkeiten zum Trotz konnten Rudolf und Margarethe 1943 heiraten. Nach dem Krieg bauten sie die WALA gemeinsam neu auf und übersiedelten dazu 1950 nach Eckwälden.

Gründerin – WALA, GAÄD, Schule für Therapeut:innen

Margarethe und Rudolf Hauschka zählen zu den Mitbegründenden der WALA OHG, des Vorgängers der heutigen WALA Stiftung und der WALA Heilmittel GmbH. Als Ärztin der WALA trug Margarethe ihre Mission weiter hinaus in die Welt und gab an vielen Orten Kurse. Sie unterrichtete Menschenkunde und Krankheitslehre, gab Stunden in Künstlerischer Therapie und Rhythmischer Massage und gründete hierfür 1958 eine eigene Schule in Boll. Zudem war sie Mitbegründerin der „Arbeitsgemeinschaft Anthroposophischer Ärzte“ (heute GAÄD) in Stuttgart.

Eine Chiffre für zwei

Als in den 1960er-Jahren Kosmetika in das WALA Sortiment aufgenommen wurden, zierte zu Beginn Rudolf Hauschkas handschriftliche Signatur die Packungen. Nach seinem Tod ersetzte man den Schriftzug „Dr. R. Hauschka“ durch einen solchen in Satzschrift – ohne „R“, denn es gab ja noch eine Dr. Hauschka, die die Bezeichnung legitimieren konnte. 1976 erfolgte schließlich die Anmeldung der Marke für Deutschland und seit 1980 ist die Marke „Dr. Hauschka“ international geschützt.

Auch wenn also bis heute mit „Dr. Hauschka“ meistens Rudolf assoziiert wird, so ist es doch eigentlich eine Chiffre zweier Menschen. Rudolf und Margarethe prägten gemeinsam die Firma WALA und wir erinnern gerne beide.