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Der Generalist

Herr Rehbock, Sie kamen vor über zehn Jahren aus dem großen Berlin zur beschaulichen WALA. Wie sind Sie auf die WALA aufmerksam geworden?

Christian Rehbock:

Tatsächlich sind es die WALA Arzneimittel, die mich zur WALA geführt haben. Meine Kinder waren, als wir noch in Berlin lebten, bei einer anthroposophischen Kinderärztin. Diese empfahl uns Arzneimittel der WALA. Als wir dann nach über elf Jahren in Berlin in den Großraum Stuttgart zogen, war es meine Frau, die mich auf die WALA als Arbeitgeber in der Region aufmerksam machte. „Das ist ein Unternehmen, für das es Sinn macht, zu arbeiten“, sagte sie damals.

Damals haben Sie als Gruppenleiter angefangen – heute sind Sie Leiter des Ressorts „Infrastruktur und Versorgung“. Der Begriff klingt ja ziemlich abstrakt. Welche Aufgaben fallen darunter?

Christian Rehbock:

Die Bezeichnung unseres Ressorts bündelt verschiedene Abteilungen: die Logistik, die IT, die Technik, Einkauf und Planung, Finanzen und – nicht zu vergessen – die Verpflegung der Mitarbeitenden. Da kann man sich natürlich fragen: Was macht denn ein Ressortleiter bei so vielen unterschiedlichen Funktionen? Ich persönlich verstehe mich weniger als Spezialist, sondern mehr als Generalist. Ich bin überzeugt davon, dass es eine meiner Aufgaben ist, für jede Aufgabe jemanden zu finden, der es besser kann als ich (lacht). Und zu sehen, zu verstehen, und zu begreifen, welche Zusammenhänge es bei diesen doch ganz unterschiedlichen Themen gibt und diese aus einem übergeordneten Blickwinkel mit zu steuern.

Jetzt sind Sie bereits seit über einem Jahrzehnt für die WALA tätig – wie unterscheidet sie sich von anderen Unternehmen?

Christian Rehbock:

Aus dem Blickwinkel eines Kaufmanns ist es natürlich die Organisation als Stiftungsunternehmen. Das bedeutet, dass die WALA nicht an Eigentümer oder Aktionäre gebunden ist und niemand Gewinne für persönliche Zwecke verwendet. Eine zweite Besonderheit ist die Zusammenarbeit. Das gemeinsame Vorankommen ist in der WALA stark verankert. Natürlich gibt es auch Konflikte, aber niemand nutzt sie, um persönlich weiterzukommen. Auseinandersetzungen dienen immer nur der Sache.

Lassen Sie uns Ihren kaufmännischen Blick genauer verstehen. Inwiefern passt das Konzept eines Stiftungsunternehmens damit zusammen, dass man auch bei der WALA wirtschaften muss?

Christian Rehbock:

Ich sehe hier keinen Widerspruch, sondern ein positives Spannungsfeld. Durch unser Stiftungsmodell haben wir einerseits keine Möglichkeit, in Krisenzeiten Investoren ins Unternehmen zu holen, um über die Runden zu kommen. Unsere Unabhängigkeit ermöglicht uns jedoch andererseits, mittel- und langfristig zu denken. Aber natürlich benötigt die WALA als Wirtschaftsunternehmen Gewinn, ganz klar. Weil dieser von den Mitarbeitenden erwirtschaftet wird, ermöglicht es unser Modell eben auch, überschüssige Gewinne an diejenigen weiterzugeben, die für den Unternehmenserfolg arbeiten. Das ist für uns ein wichtiges Zeichen des Geleisteten und der Teilhabe.

Stichwort Innovation: Inwieweit spielen moderne Technologien bei der WALA eine Rolle?

Christian Rehbock:

Das ist ein weiteres positives Spannungsfeld: Wir haben seit Jahrzehnten etablierte Prozesse, die den Kern der WALA ausmachen – zum Beispiel die Handarbeit im Garten und im Pflanzenlabor. Hier sind wir überzeugt, dass es gut ist, dass diese unverändert bleiben. Wo es sinnvoll ist, wollen wir aber auch zum Beispiel IT einbringen. Wir sind eben zugleich ein modernes Unternehmen. Das betrifft unter anderem die Digitalisierung auf vielen Ebenen, obwohl wir persönliche Begegnungen nach wie vor sehr wertschätzen.

Was ist derzeit die größte Herausforderung, wenn es um die Beschaffung von Materialien geht?

Christian Rehbock:

Derzeit sind die stockenden Lieferketten eine große Herausforderung. Ein Beispiel sind die Faltschachteln, in die wir unsere Produkte verpacken. Wenn wir sie heute bei unserem Lieferanten bestellen, dauert es sechs Monate, bis sie im Haus sind. Daran merkt man, dass es selbst bei so einfachen Produkten unglaublich wichtig ist, dass die Prozesse gut geplant werden.

Dennoch: Wenn Sie einen Blick in die Zukunft werfen – wie sieht diese aus?

Christian Rehbock:

Ich meine, dass wir uns nicht sagen sollten, wir seien als WALA gut für die Zukunft gerüstet. Dann würden wir irgendwie stehen bleiben. Ich glaube aber, dass wir sagen können: Wir wissen, was wir tun müssen, um gut für die Zukunft gerüstet zu sein. Und natürlich ist an vielen Stellen eine ganze Menge zu tun – vom geplanten Gebäudeanbau über die diversen IT-Herausforderungen bis hin zur Lösung des Fachkräftemangels, um nur einige Beispiele zu nennen. Aber ich sehe uns da für die Zukunft schon ziemlich gut aufgestellt.

Vielen Dank für das Gespräch.