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Ein anderer Blick auf Kosmetik

Jeden Rohstoff, den wir einsetzen, nehmen wir unter die Lupe. Denn aus jeder Forschung ziehen wir Erkenntnisse, die uns weiterbringen: die Menschen und auch die Natur.
Foto: Christine Joos

Die WALA hat bereits Naturkosmetik hergestellt, als es diese Bezeichnung noch gar nicht gab. Wie kam es dazu?

Florian Stintzing:

1967 hat die WALA die „Heilende Kosmetik nach Elisabeth Sigmund“ auf den Markt gebracht. Unsere Firmengründer hatten schon früh den Wunsch, den Arzneimitteln pflegende Produkte zur Seite zu stellen. Denn sie waren überzeugt: Naturkosmetik ist notwendig für Mensch und Natur.

Naturkosmetik ist notwendig für die Natur? Wie meinen Sie das?

Annette Greco:

Als Pionier der Naturkosmetik haben wir weitreichende Anliegen, die auch soziale Aspekte betreffen. Wir sind Mitbegründer und Mitglied von NATRUE, dem unabhängigen, internationalen Qualitätssiegel für Bio- und Naturkosmetik. So können wir mit vielen Partnern auch abseits unserer Produkte einiges bewegen. Nicht nur auf kosmetischer Ebene, sondern bis hinein in die Landwirtschaft, wo wir den Bio- und Demeter-Anbau fördern.

Und auf kosmetischer Ebene? Was macht Naturkosmetik für die Menschen, für die Haut?

Florian Stintzing:

Unsere Naturkosmetik möchte Prozesse anregen, damit die Haut in ihr individuelles Gleichgewicht zurückfindet. Deshalb schauen wir zuerst auf den Menschen und seine Bedürfnisse: Was brauchen der Mensch und seine Haut wirklich? Und welche Potenziale finden wir hierfür in der Natur?

Die Natur ist also Vorbild für die Haut?

Annette Greco:

Genau. Die Natur schenkt uns zahlreiche Ideen für ein ausgeglichenes, schönes Hautbild. Die Vielfalt, die wir in unseren Heilpflanzen finden, aber auch im Mineral- und im Tierreich, tragen wir in die Produkte hinein. Jedes Präparat entwickeln wir von Grund auf neu. Dabei leistet jeder Inhaltsstoff seinen eigenen Beitrag, keiner ist austauschbar. So vereinen unsere Rezepturen Diversität und Individualität: Die Produkte haben das Potenzial, ganz persönliche und auch wechselnde Hautbedürfnisse zu erfüllen.

Das klingt nach Produkten für Individualistinnen und Individualisten …?

Florian Stintzing:

Wir machen Produkte für Menschen, nicht für Märkte. Unsere Präparate sollen Vermittler sein: Sie bringen die pflanzlichen Kräfte zu den Menschen, die sie wirklich brauchen. Und das gelingt nur, indem wir nicht Trends hinterherlaufen, sondern konkrete menschliche Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellen. So werden unsere Produkte zu echten Alltagsbegleitern.

Die Anthyllis ist eine Schlüsselpflanze der Dr. Hauschka Kosmetik. Denn mit ihren charakteristischen Eigenschaften kann sie ein Vorbild für die Haut sein.
Foto: WALA Heilmittel GmbH
Prof. Dr. Florian Stintzing hat Lebensmitteltechnologie an der Universität Hohenheim studiert und ist dort seit 2010 außerplanmäßiger Professor. 2007 kam er zur WALA Heilmittel GmbH, 2012 übernahm er die Leitung des Ressorts Wissenschaft.
Foto: Christine Joos
Annette Greco hat an der Freien Universität Berlin Pharmazie studiert. Sie ist seit 2005 bei der WALA Heilmittel GmbH und Leiterin der Abteilung Galenische Entwicklung.
Foto: Christine Joos

Trotzdem lebt gerade die Kosmetikbranche auch davon, dass Trends immer neue Begehrlichkeiten wecken. Wie relevant sind diese Trends für Sie?

Annette Greco:

Trends sind immer kurzlebig. Viele unserer beliebtesten Produkte sind Klassiker und seit der Gründung der Dr. Hauschka Naturkosmetik im Programm, etwa Gesichtstonikum, Rosen Tagescreme oder Gesichtswaschcreme. Menschen auf der ganzen Welt verwenden sie seit mehr als 50 Jahren. Unsere Produkte scheinen also etwas zu machen, was die Menschen nachhaltig berührt. Unabhängig von Zeit und Nationalität.

Florian Stintzing:

Wir laufen keinen Trends hinterher. Aber wir beobachten sehr genau, wie sich die Gesellschaft verändert – und wie sich das auf die menschlichen Bedürfnisse auswirkt. Beispielsweise gab es bei Markteinführung keine Nachtpflege von Dr. Hauschka. Doch wir haben gemerkt, dass mit zunehmender Reizbelastung in der Welt der Alltag die Menschen immer stärker erschöpft. Daher haben wir unser Nachtserum entwickelt: Es unterstützt die nächtlichen Erneuerungsprozesse der Haut.

Bei all den Vorbildern für schöne Haut aus der Natur: Haben Sie einen „Liebling“ unter den Heilpflanzen?

Annette Greco:

Für mich ist die Anthyllis, der Wundklee, eine Schlüsselpflanze. Wir haben sie von Beginn an in der Dr. Hauschka Kosmetik eingesetzt. Denn sie trägt Qualitäten in sich, die Vorbild für das „Organ Haut“ sein können: Sie hat das Potenzial, Räume zu bilden, sie zu beleben und gut abzugrenzen. Noch dazu besitzt sie Strahlkraft und strotzt vor Lebendigkeit. Was kann man sich für die eigene Haut Schöneres wünschen?

Die äußere Schönheit der Anthyllis offenbart sich auf den ersten Blick. Und was ist mit ihren inneren Werten?

Florian Stintzing:

Jeden Rohstoff, den wir in unserer Kosmetik einsetzen, nehmen wir unter die Lupe – so auch die Anthyllis. Unsere naturwissenschaftliche Analyse im Labor hat bestätigt, was die Pflanze auf dem Feld ausdrückt: Äußere Erscheinung und innere Werte stimmen perfekt überein. Die Saponine1 der Anthyllis fördern das Zellwachstum und damit die Hauterneuerung. Außerdem enthält sie antioxidativ wirkende Flavonoide2, die vor UV-Strahlung und frühzeitiger Hautalterung schützen. Die Pflanze gibt uns also ein gutes Maß vor. Wir müssen es nur entdecken und herausarbeiten.

Mit anderen Worten: Wissen macht schön?

Florian Stintzing:

Ja, schön und gesund. Und deshalb forschen wir immer weiter – selbst an Pflanzen, die als altbekannt und intensiv beforscht gelten. Weil wir aus jeder Forschung Erkenntnisse ziehen, die uns weiterbringen: die Menschen und auch die Natur.

Vielen Dank für das Gespräch.

1 Saponine sind sekundäre Pflanzenstoffe, die in Wurzeln, Blüten und Blättern gespeichert werden. Sie schützen die Pflanze gegen Pilz- und Bakterienbefall.

2 Flavonoide sind wasserlösliche, häufig gelbe, Pflanzenfarbstoffe. Sie schützen die Pflanze vor schädlichen äußeren Einflüssen.