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Die WALA gibt (Bio-)Gas

„Bei all unserem Denken und Handeln beziehen wir die Natur mit ein. Und das tun wir aus Überzeugung. Unser Grundgedanke ist, die Erde besser zu hinterlassen, als wir sie vorgefunden haben.“
[Aus der Umwelterklärung 2020 der WALA.]

Die WALA nutzt zur Energieversorgung am Standort Bad Boll ausschließlich Bio-Methan, das in Biogasanlagen – wie hier in Riedlingen – erzeugt wird.
Foto: Christian Dany

Klimaneutralität, auf dieses Ziel arbeitet die WALA schon seit langer Zeit hin. Bereits im Jahr 2001 hat das Unternehmen die Wende von fossilen zu erneuerbaren Energien eingeläutet – mit dem Bezug von 100 Prozent Ökostrom aus regenerativen Quellen. „2019 haben wir begonnen, bei der Gasversorgung auf Bio-Methan umzustellen, zunächst in unserem Laborgebäude“, sagt Stefan Weiland. Er ist Umweltbeauftragter der WALA und erarbeitet mit seinen Kollegen Strategien, wie sich die WALA zu einem klimaneutralen Unternehmen entwickeln kann. Bis zum Jahr 2050, so lautete der Plan, sollte ausschließlich Bio-Methan für Heizung und Prozesswärme genutzt werden. Doch es kam anders – zur Freude, aber auch ein wenig zur Überraschung des Umweltbeauftragten. „Unsere Geschäftsleitung hat entschieden, schon zum 1. Januar 2020 komplett auf Biogas umzustellen. Dadurch reduzieren wir unsere CO2-Emissionen um rund 2.000 Tonnen im Jahr. Das war ein Riesensprung auf dem Weg zur Klimaneutralität“, sagt Weiland. Angesichts der damit verbundenen immensen Mehrkosten aus wirtschaftlicher Sicht keine Selbstverständlichkeit.

WALA unterstützt das Pariser Klimaabkommen

„Aber die Entscheidung passt zur WALA und zu unserer Unternehmensphilosophie. Unser erklärtes Ziel ist es, auch sozial wirksam zu werden und gleichzeitig natürliche Rohstoffe und Lebensräume zu sichern. Wir sehen uns in der Pflicht, Verantwortung für Mensch und Natur zu übernehmen“, bringt es der Umweltbeauftragte auf den Punkt – und verweist auf das Pariser Klimaabkommen, auf das sich im Dezember 2015 insgesamt 195 Länder verbindlich geeinigt haben. Zu den Inhalten steht die WALA uneingeschränkt: die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad gegenüber vorindustriellen Werten zu begrenzen, möglichst sogar auf 1,5 Grad. Dazu müssen die CO2-Emissionen sofort drastisch sinken. Stefan Weiland sagt: „Wir legen unseren Fokus darauf, den CO2-Ausstoß der WALA auf die unvermeidbaren Emissionen zu reduzieren und diese Emissionen dann komplett zu kompensieren.“

Ein Unternehmen wird klimaneutral

Wie aber wird ein Unternehmen klimaneutral? Durch Vermeidung oder Kompensation. „Wir haben uns für den Weg der Vermeidung entschieden, und das mit Erfolg“, berichtet Stefan Weiland. „Seit dem Jahr 2020 erreicht die WALA dadurch rund 75 Prozent CO2-Neutralität. Echte Neutralität. Keine, die durch den Kauf von Verschmutzungsrechten kompensiert wird. Denn Kompensation bekämpft nur die Symptome klimaschädlicher Gase, beseitigt jedoch nicht deren Ursache.“ Im Bereich der Energieversorgung sieht Stefan Weiland auch den entscheidenden Faktor bei der WALA, denn Energie ist der mit Abstand größte Hebel in Sachen Klimaschutz. Rund 9.000 Megawattstunden Gas verbraucht das Unternehmen im Jahr für Heizung, Warmwasser und die Dampferzeugung für die Arzneimittelherstellung. Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher 4-Personen-Haushalt benötigt 4.000 Kilowattstunden.

Energie aus leistungsfähigen Biogasanlagen

Lässt sich bei diesen Mengen die konstante Versorgung der WALA mit Bio-Methan überhaupt sicherstellen? „Das steht außer Zweifel“, sagt Stefan Weiland. „Unser Vertragspartner BMP Greengas aus München gewährleistet, dass die von der WALA benötigte Menge tatsächlich aus regenerativer Erzeugung stammt. Auf der Suche nach einem geeigneten, leistungsfähigen Partner war die Auswahl recht begrenzt“, betont der Umweltbeauftragte. Die Entscheidung für den Vertragspartner fiel vor allem, weil die Biogasanlagen, von denen die WALA über BMP Greengas Bio-Methan bezieht, auf nachwachsende Rohstoffe als Basismaterial verzichten.

Das Bio-Methan aus den Reststoffen wird ins reguläre Erdgasnetz eingespeist. An dieses ist die WALA auch weiterhin angeschlossen. „Ähnlich wie bei Ökostrom ist durch den Liefervertrag sichergestellt, dass die von uns bezogene Menge auch als Bio-Methan erzeugt wurde“, erklärt Weiland.

Keine Konkurrenz zur landwirtschaftlichen Lebensmittelherstellung

Warum das so wichtig ist, erklärt Stefan Weiland ebenfalls: „Wir legen größten Wert darauf, dass die Biogasanlage nicht in Konkurrenz um landwirtschaftliche Flächen tritt und dadurch die Pachtpreise steigen. Für den Betrieb werden keine Nahrungsmittel verwendet, sondern ausschließlich biogene Reststoffe.“ Das sind Lebensmittelabfälle aus der Region, etwa von Kantinen, aus der Gastronomie, von Keltereien oder Bäckereien, Gülle aus der regionalen Landwirtschaft sowie der Inhalt von Biomülltonnen der Stadt und des Landkreises Fulda; zusammen jährlich fast 60 Tonnen. Unter Luftabschluss vergären diese Stoffe in einem fortwährenden Prozess, auch Mikroorganismen leisten ihren Beitrag für das entstehende Rohbiogas. Dieses wird vor Ort zu Bio-Erdgas mit einem Methangehalt von 96 Prozent veredelt und danach als regenerative Energie in das Erdgasnetz eingespeist. „Bio-Methan hat dieselbe Qualität wie normales Erdgas“, weiß der WALA Umweltbeauftragte. Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit nutzen Landwirte aus der Region den organischen Dünger aus der Vergärung in der Anlage, so schließt sich der natürliche Kreislauf.

Umweltschutz ist eine Daueraufgabe

Nun könnte sich die WALA ja fürs Erste auf dem Erreichten ausruhen, bei einem erneuerbaren Anteil von 91,9 Prozent am Gesamtenergiebedarf. „Das machen wir nicht, denn Umwelt- und Klimaschutz sind Daueraufgaben“, unterstreicht Stefan Weiland. Er hat schon das nächste Ziel vor Augen: einen WALA-CO2-Fonds, in den die WALA für unvermeidliche Emissionen einzahlt, um daraus Projekte zur Reduktion oder Vermeidung in den vorgelagerten Prozessen zu realisieren, beispielsweise bei der Destillation von Rosenöl. „Die WALA ist vorbildlich, aber wir arbeiten kontinuierlich weiter an einer besseren Welt“, sagt der Umweltbeauftragte.