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Der Kirschbaum gehört gefällt. Zumindest in puncto Ertrag. Denn er ist alt und morsch – ein Baum am Absterben. Dennoch ist er wertvoll, bietet er doch zahlreichen Tieren, Pilzen und Pflanzen ihre ganz besondere Lebensnische. Für ihn wäre normalerweise in unserer aufgeräumten Kulturlandschaft kein Platz mehr. Und gerade deshalb erhält die WALA diesen Kirschbaum. Denn im Laufe der Zeit bilden sich fließende Übergänge vom lebenden zum toten Holz. So wie sich das Substrat Holz im Laufe der Zeit verändert, so verändern sich auch die Bewohner darin und darauf. Zahlreiche Insekten, Kleinsäuger, Vögel, aber auch Flechten und Moose kommen und gehen und finden kurz- oder langfristig hier einen Raum zum Leben. Während die einen die Hohlräume im morschen Holz für ihre Brut und Nachkommen nutzen, finden andere einen gedeckten Tisch mit Früchten, Knospen oder den dort lebenden Insekten. Für Vögel sind Bäume zudem Trittsteine, die Lebensräume verbinden, und Schutzräume zugleich.
Die Wildmirabelle darf leben
Den Biodiversitätspfad der WALA kann man in kurzer Zeit umrunden. Zahlreiche Infotafeln bieten Wissenswertes rund um die einzelnen Stationen und deren beispielhafte Beiträge zur Artenvielfalt. Ein weiterer Biodiversitäts-Hotspot ist der etwa 80-jährige Wildmirabellenbaum. In seiner ausladenden Krone finden zahlreiche Vögel Nistraum und Schutz vor Wettereinflüssen und Feinden. Deshalb wurde dieser Baum in die Bauplanungen integriert und konnte erhalten werden. Trotz seines hohen Alters reift an ihm eine Fülle köstlicher Früchte für Mensch und Tier. Die Besucher des Biodiversitätspfads dürfen sich gerne bedienen.
Wie der Mensch benötigen auch Pflanzen und Tiere Wasser zum Leben – und im besonderen Herstellverfahren der WALA kommt dem Wasser ebenfalls eine tragende Rolle zu. In die Teiche am Laborgebäude sind die Arten von selbst zugewandert oder als Gast zu Besuch. Es wurden bewusst keine Fische eingesetzt, damit die natürliche Fauna hier „ihren“ Lebensraum besiedeln kann.
Neues Heim für Zauneidechsen und Bienen
Zwischen Wasser und Bäumen liegen ausladende Wiesenflächen. Diese werden nur zweimal im Jahr gemäht, und das erst nach der Blüte, damit sich viele Arten ansiedeln können. Die WALA schafft dadurch Lebensraum für viele Wiesenkräuter und Futterquellen für zahlreiche Tiere. Eingesät wurden nur ortstypische Gräser und Kräuter, um genau den davon abhängigen Tieren der Region ihren Lebensraum zu geben. Eine Auflage für die Errichtung der Labors war unter anderem die Umsiedlung der auf der Baufläche ansässigen Zauneidechsen. Die Reptilien haben sich dabei als äußerst verständnisvoll und kooperativ gezeigt und sind bereitwillig in das von WALA bereitgestellte Habitat aus Totholz und Steinen umgezogen. Für die rund 460 Wildbienenarten in Baden-Württemberg hat WALA ebenfalls ein reichhaltiges Nist- und Futterangebot geschaffen. Obwohl sie keinen Honig produzieren, sind Wildbienen von allergrößtem Nutzen für den Menschen, denn sie gehören zu den wichtigsten Bestäubern unserer Wild- und Nutzpflanzen.
Vielfalt ist Reichtum, auch in der Natur. Der Biodiversitätspfad der WALA ist rund um die Uhr geöffnet; der Eintritt ist kostenlos, aber nicht umsonst …
Dieser Artikel wurde erstmals in der viaWALA Juni 2018 veröffentlicht.
Hier gehts zum Flyer des WALA Biodiversitätspfad: Hier blüht Dir was.