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Duftmodellage

Mit der Gegenstromdestille kann Naturamus ätherisches Rosenöl aufbereiten. Die Apparatur ist eine Eigenentwicklung.
Foto: Anna Hirte

Methyleugenol rundet den Duft ätherischer Öle ab und verleiht ihnen eine nelkenartige Note. Die Menge von Methyleugenol in Kosmetikprodukten ist durch den Grenzwert der EU jedoch stark eingeschränkt. Seitdem ist es Standard, diesen Duftbestandteil in ätherischen Ölen zu reduzieren.

Nur wenige besitzen das Wissen, wie das geht, und Anlagen, mit denen die Abreicherung, also Reduktion von Methyleugenol, möglich ist. Naturamus gehört dazu, seit die promovierten Chemikerinnen Joanna Grzegorzek und Sarina Duckstein-Rutschmann eine speziell angefertigte Anlage entwickelt haben. Drei Jahre Entwicklungszeit benötigten die Naturamus-Mitarbeiterinnen aus der Abteilung „Destillationsprozesse und Analytik“ mit Sitz in Aichelberg, einem Nachbarort von Eckwälden. Die räumliche Nähe zur dort ansässigen WALA kommt Naturamus zugute. „Ohne die Kollegen von der WALA wäre die Entwicklung so nicht möglich gewesen“, betont Joanna Grzegorzek und freut sich, dass heute die so genannte Rektifikationsanlage im Routineprozess läuft.

Die auch Gegenstromdestille genannte Anlage trennt ein Stoffgemisch – zum Beispiel ein ätherisches Öl – durch Erhitzen. Die einzelnen Komponenten besitzen individuelle Siedetemperaturen und lassen sich dadurch auftrennen, fraktionieren, wie es im Fachjargon heißt. Die Unterschiede betragen allerdings oft nur ein Grad. „Unter Vakuum sind die Abweichungen der Siedetemperatur größer, deswegen wird die Rektifikation bei uns unter Vakuum durchgeführt“, verrät Joanna Grzegorzek. Zur Analyse nutzt die Gruppe einen Gaschromatographen, um die Fraktion mit dem Methyleugenol zu identifizieren und auszufiltern. Die restlichen Fraktionen werden wieder zusammengeführt.

Die menschliche Nase ist bei diesem Prozess genauso wichtig. „Jörg Zimmermann hat hier viele Stunden verbracht“, erzählen Mitarbeiterin Ayla Schulz und Joanna Grzegorzek. Der Parfümeur der WALA beurteilt die fertig abgereicherten Rosenöle nach eigenen Qualitätskriterien. Methyleugenol rundet den Duft ab. „Ohne die Komponente fehlt dem Rosenduft das typische Volumen, die Vollständigkeit“, sagt Jörg Zimmermann. Doch er hat eine eigene Methode, das abgereicherte Rosenöl zu verwenden: „Ich ergänze die Duftmischung um Duftkomponenten, die die Rose wieder in ihre Schönheit bringen.“

Zur Analyse der aufgetrennten ätherischen Öle nutzt Ayla Schulz einen Gaschromatographen. Mit dieser Präzisionsapparatur kann sie die Fraktion mit dem Methyleugenol identifizieren.
Foto: Anna Hirte
Dr. Joanna Grzegorzek zeigt aufbereitete ätherische Rosenöle. Sie unterscheiden sich in Duft und Farbe.
Foto: Anna Hirte
Aufbereitete ätherische Rosenöle unterscheiden sich in Duft und Farbe.
Foto: Anna Hirte

Nichtgenuine Hydrolate

Das Naturamus-Team in Aichelberg hat eine weitere Anlage neu entwickelt. Sie stellt aus Wasser und ätherischen Ölen Gemische her, die als nichtgenuine Hydrolate bezeichnet werden. „Diese Duftwasser sind auf dem Markt sehr gefragt. Sie haben eine gleichbleibende Qualität und riechen meist besser als die genuinen Hydrolate, welche während der Wasserdampfdestillation als Nebenprodukt anfallen. Außerdem zeichnen sie sich durch eine höhere Haltbarkeit ohne Zusatz von Konservierungsstoffen aus“, beschreibt Matthias Adam das Ergebnis der Produktion, die er unter anderem betreut. Die Nachfrage ist so hoch, dass mittlerweile eine zweite Anlage aufgestellt wurde.